Interview mit Esther Duflo ZEITmagazin: Ich könnte Ihnen von ähnlichen Absurditäten aus dem deutschen Bildungswesen erzählen. Duflo: Und bestimmt nicht nur aus den Schulen. Darum haben wir unsere Methode aus den Entwicklungsländern nach Europa und in die USA exportiert. Viele Länder der EU zum Beispiel bezahlen jungen Arbeitslosen ein Training für Bewerbungsgespräche. Wir haben randomisierte Experimente gemacht: Die Arbeitslosen mit Training finden tatsächlich schneller einen Job – aber nur so lange, wie nicht alle Bewerber an einem Ort das Training bekommen. Wenn das Bewerbungstraining also zum Standardprogramm wird, ist es ganz einfach hinausgeworfenes Geld. ZEITmagazin: Was sollte man stattdessen tun? Duflo: Die traurige Antwort ist: Wir haben derzeit
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Interview mit Esther Duflo
ZEITmagazin: Ich könnte Ihnen von ähnlichen Absurditäten aus dem deutschen Bildungswesen erzählen.
Duflo: Und bestimmt nicht nur aus den Schulen. Darum haben wir unsere Methode aus den Entwicklungsländern nach Europa und in die USA exportiert. Viele Länder der EU zum Beispiel bezahlen jungen Arbeitslosen ein Training für Bewerbungsgespräche. Wir haben randomisierte Experimente gemacht: Die Arbeitslosen mit Training finden tatsächlich schneller einen Job – aber nur so lange, wie nicht alle Bewerber an einem Ort das Training bekommen. Wenn das Bewerbungstraining also zum Standardprogramm wird, ist es ganz einfach hinausgeworfenes Geld.
ZEITmagazin: Was sollte man stattdessen tun?
Duflo: Die traurige Antwort ist: Wir haben derzeit keine guten Programme, um Arbeitslosen bei der Jobsuche zu helfen.
ZEITmagazin: Und allein mit Ihren Experimenten lassen sich auch keine finden. Denn zunächst zeigen Ihre Versuche, was alles nicht funktioniert.
Duflo: Trotzdem ist die Methode nützlich. Bevor Sie wirkungsvoll helfen können, müssen Sie erst viele Irrwege gehen. Und dabei versteht man die Zusammenhänge mit der Zeit immer besser. So führt ein Experiment zum nächsten, und am Ende kommt mitunter doch eine hilfreiche Lösung heraus.