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Erdoğan hat die Demokratie endgültig abgeschafft

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Erdoğan hat die Demokratie endgültig abgeschafft Am Sonntagabend sah ich Monteverdis Die Krönung der Poppea in der Berliner Staatsoper, eine mythische Geschichte aus dem Intrigenpalast von Kaiser Nero. Bei der Krönungsszene am Ende liegt die Hälfte der Helden in ihrem Blut am Boden. Anschließend ging ich zum Bebelplatz, wo die Nazis 1933 Bücher ins Feuer geworfen haben. Ich versuchte, mir diese Nacht der Bücherverbrennung vor 85 Jahren zu vergegenwärtigen … Am Tag darauf kam im Fernsehen die “Krönung” des neuen “Kaisers” der Türkei. Erdoğan, durch Wahlen an die Macht gekommen, hatte die Kompetenzen des Parlaments auf das Kabinett übertragen lassen und die parlamentarische Demokratie abgeschafft. Während er begleitet von Böllerschüssen und Gebeten den

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Erdoğan hat die Demokratie endgültig abgeschafft

Am Sonntagabend sah ich Monteverdis Die Krönung der Poppea in der Berliner Staatsoper, eine mythische Geschichte aus dem Intrigenpalast von Kaiser Nero. Bei der Krönungsszene am Ende liegt die Hälfte der Helden in ihrem Blut am Boden. Anschließend ging ich zum Bebelplatz, wo die Nazis 1933 Bücher ins Feuer geworfen haben. Ich versuchte, mir diese Nacht der Bücherverbrennung vor 85 Jahren zu vergegenwärtigen …

Erdoğan hat die Demokratie endgültig abgeschafftAm Tag darauf kam im Fernsehen die “Krönung” des neuen “Kaisers” der Türkei. Erdoğan, durch Wahlen an die Macht gekommen, hatte die Kompetenzen des Parlaments auf das Kabinett übertragen lassen und die parlamentarische Demokratie abgeschafft. Während er begleitet von Böllerschüssen und Gebeten den Thron bestieg, trug die Hälfte des Landes Trauer. Seinem Mantra “Eine Heimat, ein Staat, eine Nation, eine Fahne” hatte er ein weiteres Glied hinzugefügt: “Ein Führer!

Zu den ersten Tätigkeiten des Präsidenten gehörte es, Staatstheater, Oper und Ballett seinem Amt zu unterstellen. Unwillkürlich musste ich an ein Interview von 1994 denken. Auf die Frage einer Kollegin, ob er Probleme damit hätte, ihr die Hand zu geben, wenn sie als Balletttänzerin vor ihm stünde, entgegnete Erdoğan: “Ich hätte Ihnen vor allem geraten, den Beruf zu wechseln. Denn was eine Balletttänzerin tut, worauf sie abzielt, ist offensichtlich. Einer der wichtigsten Zweige des Kulturimperialismus ist es, die Leute unter der Gürtellinie zu beschäftigen. Gott sei Dank haben meine Töchter nicht solche Träume.” Heute untersteht das türkische Ballett dieser Geisteshaltung.

Can Dündar/Die Zeit

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Lars Pålsson Syll
Professor at Malmö University. Primary research interest - the philosophy, history and methodology of economics.

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