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Politische Korrektheit — Nein, danke!

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Politische Korrektheit — Nein, danke! Ich bin, und zwar von ganzem Herzen, Schriftstellerin, Reisejournalistin, Literaturver-anstalterin und Weltreisende – und in allen diesen meinen Inkarnationen nagt die Political Correctness zunehmend an meinen Fundamenten. Nicht zuletzt an meinen Idealen: Aufklärung. Gleichberechtigung. Empathie und eine Mitmenschlichkeit, die blind ist für Kategorien wie Ethnie, Gender, Herkunft. War PC nicht einst, vor ihrer Hysterisierung, für ebendiese Ideale angetreten? Mittlerweile aber sind die Kollateralschäden mannigfaltig, uns Schreibende treffen sie hart, denn Sprache ist das Medium unseres Denkens und unserer Kommunikation. Ich habe von schmerzlichen Verlusten zu berichten … Eine Vorabrezension des Jugendbuches American

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Politische Korrektheit — Nein, danke!

Politische Korrektheit — Nein, danke!Ich bin, und zwar von ganzem Herzen, Schriftstellerin, Reisejournalistin, Literaturver-anstalterin und Weltreisende – und in allen diesen meinen Inkarnationen nagt die Political Correctness zunehmend an meinen Fundamenten. Nicht zuletzt an meinen Idealen: Aufklärung. Gleichberechtigung. Empathie und eine Mitmenschlichkeit, die blind ist für Kategorien wie Ethnie, Gender, Herkunft. War PC nicht einst, vor ihrer Hysterisierung, für ebendiese Ideale angetreten? Mittlerweile aber sind die Kollateralschäden mannigfaltig, uns Schreibende treffen sie hart, denn Sprache ist das Medium unseres Denkens und unserer Kommunikation. Ich habe von schmerzlichen Verlusten zu berichten …

Eine Vorabrezension des Jugendbuches American Heart über ein dystopisches Amerika, in dem Muslime verfolgt werden, löst einen Shitstorm aus, weil die weiße Protagonistin einer Muslimin hilft und die Autorin sich somit eine Art kulturell übergriffige Anmaßung zuschulden kommen lässt. Ich ringe um Verständnis und verliere. Die Doktrin der “kulturellen Aneignung” scheint darauf abzuzielen, eine neue Rassensegregation zu errichten: Empathie soll sich anscheinend künftig auf Angehörige der eigenen Ethnie/Geschlechtsgruppe/ Altersgruppe/Steuerklasse beschränken. Dachte ich noch hoffnungslos oldschool, das Ziel von Antirassismus und Feminismus sei es, in meinem Gegenüber den Menschen zu sehen, nicht Ethnie oder Geschlecht, soll ich nun nichts anderes mehr sehen. Im Hintergrund kommt die Entwicklung der Menschheit zu einem bremsenquietschenden Halt: Da das Lernen von anderen Kulturen nunmehr als cultural appropriation tabu ist, wird es recht tribalistisch fad werden auf diesem Planeten. Sich die Stagnation mit guter Lektüre vertreiben zu können, ist unwahrscheinlich – beruht doch Literatur auf Empathie für Protagonisten, die anders sind als man selbst.

Tina Uebel/Die Zeit

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Lars Pålsson Syll
Professor at Malmö University. Primary research interest - the philosophy, history and methodology of economics.

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