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Identity politics is bullshit

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Identity politics is bullshit Identität ist alles. Ich. Meine Werte und meine Rechte. Das, was (zu) mir gehört. Was ich bin oder sein will. Wovon ich überzeugt bin, weil ich es einfach weiß. Wofür ich anerkannt und entschädigt werden muss. Identität ist eine riesige Sprechblase, die immer größer wird, je mehr Leute sich am Spiel beteiligen: Identität ist Heimat ist Hautfarbe ist Geschlecht ist sexuelle Orientierung ist Kultur ist Herkunft ist Familie ist Nation ist Tradition ist Integration. Was ist Identität? Die Antwort kann nur tautologisch sein (“Identität ist Identität”). Identität ist, wie der italienische Literaturwissenschaftler Daniele Giglioli konstatiert, entsprechend ihrer lateinischen Wortwurzel idem “die Permanenz desselben”. Identität ist

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Identity politics is bullshit

Identität ist alles. Ich. Meine Werte und meine Rechte. Das, was (zu) mir gehört. Was ich bin oder sein will. Wovon ich überzeugt bin, weil ich es einfach weiß. Wofür ich anerkannt und entschädigt werden muss. Identity politics is bullshitIdentität ist eine riesige Sprechblase, die immer größer wird, je mehr Leute sich am Spiel beteiligen: Identität ist Heimat ist Hautfarbe ist Geschlecht ist sexuelle Orientierung ist Kultur ist Herkunft ist Familie ist Nation ist Tradition ist Integration. Was ist Identität? Die Antwort kann nur tautologisch sein (“Identität ist Identität”). Identität ist, wie der italienische Literaturwissenschaftler Daniele Giglioli konstatiert, entsprechend ihrer lateinischen Wortwurzel idem “die Permanenz desselben”. Identität ist auch etwas, das Immanuel Kant ens rationis nannte, einen “leeren Begriff ohne Gegenstand” …

Nicht Identitäten fordern Anerkennung von anderen, sondern konkrete Menschen. Nicht über Identitäten kann und soll man streiten, sondern darüber, welche Ansprüche berechtigt sind und welche nicht, welche Lebensformen mit anderen kollidieren, was im Zusammenleben “geht” und was nicht. Es sollte darum gehen, wie Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit miteinander zurechtkommen. Was wir brauchen, das ist eine Sensibilität für Situationen und Kontexte, die Bereitschaft zu lernen und zu experimentieren.

“Identität” aber ist Bullshit. Wir sollten den nutzlosen Identitätsbegriff also entsorgen. Theoretiker wie Praktikerinnen sollten nach pragmatistischer Art neue Begriffe finden, die sich als konkret zweckmäßig erweisen, politisch und gesellschaftlich, im Zusammenleben der Menschen – und nicht bloß als Bälle in einem Sprachspiel, das am Ende höchstens dem Distinktionsgewinn einiger Intellektueller dient.

Rebekka Reinhard & Thomas Vašek / Die Zeit

Lars Pålsson Syll
Professor at Malmö University. Primary research interest - the philosophy, history and methodology of economics.

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