Auch wenn nur wenige ÖkonomInnen aus dieser Epoche sich explizit zu einem aprioristisch-platonischen Wahrheitsbegriff bekannt haben mögen (eine Ausnahme bildet Ludwig Mises), erlangte die ohnehin von großem Selbstvertrauen getragene Eigendarstellung der frühen Neoklassik spätestens mit den 1930er Jahren eine neue Qualität, die den wesentlichen Inhalt zentraler neoklassischer Theoreme als unwiderlegbar deklarierte. So schrieb etwa Lionel Robbins in seinem tausendfach zitierten Essay on the Nature and Significance of Economic Science: „The efforts of economists during the last hundred and fifty years have resulted in the establishment of a body of generalisations whose substantial accuracy and importance are open to question only by the ignorant or the perverse.“ (Robbins
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Auch wenn nur wenige ÖkonomInnen aus dieser Epoche sich explizit zu einem aprioristisch-platonischen Wahrheitsbegriff bekannt haben mögen (eine Ausnahme bildet Ludwig Mises), erlangte die ohnehin von großem Selbstvertrauen getragene Eigendarstellung der frühen Neoklassik spätestens mit den 1930er Jahren eine neue Qualität, die den wesentlichen Inhalt zentraler neoklassischer Theoreme als unwiderlegbar deklarierte. So schrieb etwa Lionel Robbins in seinem tausendfach zitierten Essay on the Nature and Significance of Economic Science:
„The efforts of economists during the last hundred and fifty years have resulted in the establishment of a body of generalisations whose substantial accuracy and importance are open to question only by the ignorant or the perverse.“ (Robbins 1932, 1)
Der deutsche Philosoph Hans Albert (1963) kritisierte derartige Haltungen aus grundsätzlichen wissenschaftstheoretischen Erwägungen als „Modell-Platonismus“. Ein solcher zeichnet sich dabei nicht nur durch die Verabsolutierung der eigenen theoretischen Ansichten aus, sondern entwickelt auch Strategien um eben diese Ansichten gegenüber empirischer Evidenz zu immunisieren. Die Ignoranz gegenüber empirischen Tests galt in der Ökonomie jahrzehntelang als – geradezu langweiliges – offenes Geheimnis.
„We have been told that, when theory and fact come into conflict, it is theory, not fact that must give way. It is very doubtful how far that dictum applies to economics.“ (Hicks 1983, 371)
Diese platonische Haltung zur Wahrheit, die auch heute noch manchmal erkennbar ist führte letztlich auch im Fall der Krise von 1929 dazu, dass viele prominente Ökonomen an der Annahme der Selbstheilungsfähigkeit der Marktwirtschaft festhielten.