Am heutigen Donnerstag wird EZB-Präsidenten Mario Draghi in seiner drittletzten regulären Pressekonferenz vor der Übergabe seines Amts an Christine Lagarde im November wohl klarmachen: Der Leitzins der Notenbank in Europa, der sowieso schon historisch niedrig liegt, wird niedrig bleiben und könnte demnächst sogar noch weiter sinken. Und was hat das jetzt mit den Mieten zu tun? Sehr viel. Der niedrige Zins der Notenbank spiegelt sich im niedrigen Zins auf viele klassische Sparanlagen. Weder mit Staatsanleihen lässt sich noch verlässlich Geld sicher über die Zeit bringen noch mit dem einfachen Sparkonto. Das lässt Anleger verzweifeln, die auf Sicherheit setzen. Darunter sowohl die sogenannten Kleinsparer als auch die Großsparer wie Fonds, Family Offices oder Versicherungen.
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Am heutigen Donnerstag wird EZB-Präsidenten Mario Draghi in seiner drittletzten regulären Pressekonferenz vor der Übergabe seines Amts an Christine Lagarde im November wohl klarmachen: Der Leitzins der Notenbank in Europa, der sowieso schon historisch niedrig liegt, wird niedrig bleiben und könnte demnächst sogar noch weiter sinken.
Und was hat das jetzt mit den Mieten zu tun? Sehr viel. Der niedrige Zins der Notenbank spiegelt sich im niedrigen Zins auf viele klassische Sparanlagen. Weder mit Staatsanleihen lässt sich noch verlässlich Geld sicher über die Zeit bringen noch mit dem einfachen Sparkonto. Das lässt Anleger verzweifeln, die auf Sicherheit setzen. Darunter sowohl die sogenannten Kleinsparer als auch die Großsparer wie Fonds, Family Offices oder Versicherungen. All sie suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld irgendwo anzulegen, wo es nicht kontinuierlich weniger wird. Gefunden haben sie: Aktien und Immobilien. Die Immobilienpreise sind seit der Finanzkrise vor zehn Jahren rasant gestiegen, nicht nur in den Großstädten. So kostete eine Neubauwohnung in mittlerer bis guter Lage in Deutschland 2018 beinahe doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor, ein Reihenhaus 70 Prozent mehr. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Mieten. Denn wer ein Haus teuer gebaut oder gekauft hat, muss das finanzieren: Und dazu will er am liebsten eine höhere Miete durchsetzen …
Der noch länger währende Niedrigzins, den Draghi anstrebt, ist also eine schlechte Nachricht nicht nur für diese Sparer, sondern auch für Mieter. Wenn diese Politik noch lange so weitergeht, stellt sich auch die Frage nach der Gerechtigkeit der niedrigen Zinsen wieder neu. Bislang hat die ungewöhnliche Geldpolitik der vergangenen Jahre keine klare Verteilungswirkung zulasten der Ärmeren gehabt. Denn viele von ihnen haben kein Vermögen und leiden deshalb auch nicht unter den niedrigen Sparzinsen. Aber vom Hauspreisanstieg profitieren meist nur die Wohlhabenderen, die Hausbesitzer. Und unter dem Mietenanstieg leiden die weniger Vermögenden, die sich keine eigene Wohnung leisten können. Dazu kommt ein Generationenproblem: Während ältere Deutsche häufig seit langer Zeit in der gleichen Mietwohnung wohnen und ihre Bestandsmieten kaum steigen, sind es die jungen Deutschen, die umziehen, weil sie anderswo eine Stelle bekommen oder eine Familie gründen. Sie bekommen die steigenden Mieten bei jedem Umzug zu spüren.
Es wäre also eine gute Idee, die Debatte um den Kurs der EZB einmal ganz anders zu führen und die Folgen nicht nur auf die Sparer, sondern auch auf die Mieter, auf Verteilung und Generationengerechtigkeit durch die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in den Blick zu nehmen.