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Die Starökonomin Stephanie Kelton im Interview

Summary:
Die Starökonomin Stephanie Kelton im Interview Wenn die USA stattdessen eine Schuldenbremse beachtet, den Haushalt konsolidiert und das Defizit reduziert hätten, würden Millionen von Amerikanern, die heute einen Job haben, nicht arbeiten. Das reale Bruttoinlandprodukt würde schrumpfen, ebenso das Wachstum. Wir würden Einkommen, Vermögen, Beschäftigung opfern. Wieso sollten wir das tun? Um Spielraum zu schaffen? Viele Leute fordern tatsächlich, das Pulver trocken zu halten. Aber was zur Hölle soll das bedeuten? Wieso soll ein niedrigeres Defizit, also ein vermeintlich gutes Verhalten, indem Munition für den nächsten Krieg gespart wird, hilfreich sein im nächsten Abschwung? Das hilft niemandem. Man kann jederzeit neue Gesetze verabschieden, um später mehr

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Die Starökonomin Stephanie Kelton im Interview

Die Starökonomin Stephanie Kelton im InterviewWenn die USA stattdessen eine Schuldenbremse beachtet, den Haushalt konsolidiert und das Defizit reduziert hätten, würden Millionen von Amerikanern, die heute einen Job haben, nicht arbeiten. Das reale Bruttoinlandprodukt würde schrumpfen, ebenso das Wachstum. Wir würden Einkommen, Vermögen, Beschäftigung opfern. Wieso sollten wir das tun?

Um Spielraum zu schaffen?

Viele Leute fordern tatsächlich, das Pulver trocken zu halten. Aber was zur Hölle soll das bedeuten? Wieso soll ein niedrigeres Defizit, also ein vermeintlich gutes Verhalten, indem Munition für den nächsten Krieg gespart wird, hilfreich sein im nächsten Abschwung? Das hilft niemandem. Man kann jederzeit neue Gesetze verabschieden, um später mehr auszugeben oder die Steuern zu senken. Man kann immer den nächsten Krieg führen. Es ist brillant, was die Republikaner gemacht haben, auch wenn ich nicht mag, wie sie die Steuersenkungen strukturiert haben. Denn Steuersenkungen funktionieren, wenn sie korrekt strukturiert sind. Aber es gibt Dinge, in die wir dringend investieren müssen, etwa die Infrastruktur, Forschung und Bildung. Man sollte also nicht den ganzen finanzpolitischen Spielraum für Steuersenkungen verwenden, sondern strategisch in Projekte investieren, die langfristig die Produktivität erhöhen.

Die MMT ist also nicht ein Konzept zur Krisenbekämpfung und zur turbogeladenen Nachfragesteuerung?

Nein, überhaupt nicht. Das Defizit findet unter der MMT automatisch zur richtigen Grösse. Wenn die richtige Wirtschaftspolitik verfolgt wird, schrumpfen die Defizite im Aufschwung, schon nur weil wir eine progressive Einkommenssteuer haben in den USA. Wenn die Einkommen steigen, kommt man in eine neue Steuerklasse, was zusätzliche Einnahmen generiert. Man muss nicht die Steuersätze erhöhen. Es ist nicht so, dass man in Krisen die MMT aus der Schublade nimmt und das Konzept in guten Zeiten wieder verstaut. Stattdessen sollte man stets mit der Idee vor Augen budgetieren, dass der Staatshaushalt im Dienst der Volkswirtschaft steht. Wir müssen dem Budget freien Lauf lassen, damit es auf die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen reagieren kann. Die Haushaltsbuchhaltung muss im Dienst der wirtschaftspolitischen Ziele stehen, nicht umgekehrt. Und wenn das Ziel wie unter der MMT eine ausgewogene Wirtschaft ist – was kümmert mich da ein Defizit? Nehmen wir Griechenland: Die Regierung zwang die Wirtschaft dazu, den Haushalt auszugleichen. Sicher, der Staat hat mit der Zeit Primärüberschüsse erzielt. Aber will jemand mit Griechenland tauschen heute? Ich will das Budget dazu einsetzen, eine ausgewogene Gesamtwirtschaft zu erreichen, und nicht die Wirtschaft dazu zwingen, den Haushalt auszugleichen.

Martin Lanz/Neue Zürcher Zeitung

Lars Pålsson Syll
Professor at Malmö University. Primary research interest - the philosophy, history and methodology of economics.

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