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Wie eine höhere Vermögenssteuer die Wirtschaft verbessern kann

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Wie eine höhere Vermögenssteuer die Wirtschaft verbessern kann Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hat Rechnungen für eine Vermögensteuer in Höhe von einem Prozent angestellt, wie sie derzeit politisch diskutiert wird. In dem Modell gilt ein Freibetrag in Höhe von einer Million Euro für Privatpersonen und von fünf Millionen Euro, wenn diese in einem Betrieb stecken. Das bedeutet: Privatleute müssen die Steuer bezahlen, wenn sich ihr Vermögen auf mindestens eine Million Euro beläuft, Unternehmen bei einem Vermögen von mehr als fünf Millionen Euro. Die Einnahmen beliefen sich dann auf 14,9 Milliarden Euro im Jahr. Nun ist es aber denkbar, dass Geld ins Ausland gebracht wird, wenn die Vermögensteuer wieder in Kraft ist. Dadurch

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Wie eine höhere Vermögenssteuer die Wirtschaft verbessern kann

Fil:Tax the Rich Graphic.svg – WikipediaDas Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hat Rechnungen für eine Vermögensteuer in Höhe von einem Prozent angestellt, wie sie derzeit politisch diskutiert wird. In dem Modell gilt ein Freibetrag in Höhe von einer Million Euro für Privatpersonen und von fünf Millionen Euro, wenn diese in einem Betrieb stecken.

Das bedeutet: Privatleute müssen die Steuer bezahlen, wenn sich ihr Vermögen auf mindestens eine Million Euro beläuft, Unternehmen bei einem Vermögen von mehr als fünf Millionen Euro. Die Einnahmen beliefen sich dann auf 14,9 Milliarden Euro im Jahr. Nun ist es aber denkbar, dass Geld ins Ausland gebracht wird, wenn die Vermögensteuer wieder in Kraft ist. Dadurch würde auch das Steueraufkommen sinken. Das DIW schätzt die Verluste auf 5,4 Milliarden Euro, sodass insgesamt rund zehn Milliarden an Einnahmen übrig bleiben.

Welche Folgen hätte das für die Wirtschaft? Das Münchner ifo Institut hat ein ganz ähnliches Szenario berechnet und kommt zu folgendem Schluss: Bei einem Steuersatz von einem Prozent würde sich die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 bis 0,35 Prozentpunkte verringern, vor allem weil die Unternehmen weniger investieren. Nach acht Jahren läge das Bruttoinlandsprodukt um 6,2 Prozent unter dem Wert, den es in einem Szenario ohne Vermögensteuer erreicht hätte. Und weniger Wachstum bedeutet: weniger Arbeitsplätze.

Allerdings ist in der Studie nicht berücksichtigt, dass das eingenommene Geld ausgegeben werden kann. Für erwähnte Straßen, Schienen oder Polizisten. Die Autoren, die sich das Modell ausgedacht haben, wollten sich nur die direkten Wirkungen der Steuer ansehen. Man müsste aber für ein realistisches Bild mögliche positive Wachstumswirkungen höherer öffentlicher Investitionen gegenrechnen. Auch dazu gibt es Berechnungen. Die Wirtschaftswissenschaftler Tom Krebs (Mannheim) und Martin Scheffel (Köln) haben das getan. Ergebnis: Eine dauerhafte Steigerung der öffentlichen Ausgaben für Bildung, Infrastruktur und Wohnungsbau um 20 Milliarden Euro würde das Bruttoinlandsprodukt langfristig um rund drei Prozent erhöhen.

Die Ergebnisse solcher Rechnungen sind immer nur Näherungswerte. Die Realität ist komplizierter als jedes Modell. Aber es ist nicht unplausibel, dass mögliche negative Wachstumswirkungen einer Vermögensteuer durch positive Wachstumswirkungen bei der Investition des eingenommenen Geldes zumindest abgemildert werden. Zu “immensen” Rückgängen bei Wachstum und Beschäftigung, wie sie Christian Lindner prognostiziert, muss es also nicht kommen.

Mark Schieritz/ Die Zeit

Was wir seit Jahrzehnten in den USA, Großbritannien, Deutschland, Schweden und anderswo erleben, ist zutiefst beunruhigend. Gesellschaften, in denen wir die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen ungebremst ansteigen lassen, implodieren früher oder später. Der Kitt, der uns zusammenhält, erodiert, und am Ende bleiben uns nur Menschen, die in das eiskalte Wasser von Egoismus und Gier getaucht sind.

Die Steuerfrage ist eine wichtige Frage. Wenn wir dies nicht anerkennen, bringen wir uns alle in große Schwierigkeiten.

Lars Pålsson Syll
Professor at Malmö University. Primary research interest - the philosophy, history and methodology of economics.

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