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Grenzüberschreitungen

Summary:
››Vielfalt‹‹, ››Globalismus‹‹, ››no border‹‹: Über eine Gesellschaft, in der Freizügigkeit und Entwurzelung als höchstes Freiheitsziel gelten. Der ››grenzüberschreitende Lebensentwurf‹‹ ist in. Es ist ein Lebensentwurf, der das ultimative Freiheitsversprechen in sich trägt. Er definiert den Lifestyle einer hippen Upperclass in den urbanen Zentren. Man jettet zwischen den Metropolen der Welt hin und her, arbeitet an verschiedenen Orten, ist international vernetzt und tendiert dazu, dieses Leben, wenn nicht als Normalität, dann doch als Leitbild aufzufassen. Es ist ein Leitbild, das für ››Weltoffenheit‹‹ steht, also Habitus und Distinktionsmerkmal ist. Wer weltoffen ist, befindet sich zudem auf der richtigen Seite eines Konflikts, der nationalstaatlich organisierte

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Sebastian Müller considers the following as important:

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››Vielfalt‹‹, ››Globalismus‹‹, ››no border‹‹: Über eine Gesellschaft, in der Freizügigkeit und Entwurzelung als höchstes Freiheitsziel gelten.

Der ››grenzüberschreitende Lebensentwurf‹‹ ist in. Es ist ein Lebensentwurf, der das ultimative Freiheitsversprechen in sich trägt. Er definiert den Lifestyle einer hippen Upperclass in den urbanen Zentren. Man jettet zwischen den Metropolen der Welt hin und her, arbeitet an verschiedenen Orten, ist international vernetzt und tendiert dazu, dieses Leben, wenn nicht als Normalität, dann doch als Leitbild aufzufassen.

Es ist ein Leitbild, das für ››Weltoffenheit‹‹ steht, also Habitus und Distinktionsmerkmal ist. Wer weltoffen ist, befindet sich zudem auf der richtigen Seite eines Konflikts, der nationalstaatlich organisierte Gesellschaften zunehmend polarisiert. Der ››Weltoffene‹‹ gehört zu den Guten und Anständigen. Er ist Teil der vielbeschworenen Zivilgesellschaft und einer soziokulturellen Avantgarde.

In dem 2013 erschienenen Buch ››Die weltoffene Stadt‹‹ des Soziologen Erol Yildiz wird der ››grenzüberschreitende Lebensentwurf‹‹ als fortgeschrittenes Phänomen multikultureller Urbanität geschildert. Yildiz versteht darunter ››Lebensentwürfe, Differenzen und Zugehörigkeiten‹‹, die ››in Bewegung geraten‹‹ und ››ihre Eindeutigkeit und räumliche Fixierung‹‹ verloren haben. Der ››Einzelne‹‹ werde damit ››immer wieder zum Nachdenken über die eigene Biographie und Lebenskontexte‹‹ genötigt. ››Nationale Erzählungen‹‹ würden ››fragwürdig‹‹, Globalität würde ››in urbanen Kontexten zur alltäglichen Erfahrung‹‹ und die Migration stelle den ››Mythos der andauernden Sesshaftigkeit in Frage‹‹. [...]

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