In Zeiten wachsender Unsicherheit wächst auch das Vertrauensdilemma wie nie zuvor. Im Dickicht der Verschwörungstheorien gerät Wissenschaft unter Generalverdacht. Was tun? Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können. – J.J. Rousseau Diejenigen von uns, die sich eher für soziale Themen interessieren, neigen dazu Pippi Langstrumpf für sympathisch (2×3 macht 4) und Mathe für ein Ar**hl*ch zu halten und tragen sogar in Prüfungssituationen stolz ein T-Shirt mit der betreffenden Aufschrift. Leider ist Pippi eine Fantasiefigur und real existierende üble Gesellen verschwinden nicht dadurch, dass man sie ignoriert. Gleichzeitig beschäftigen sich in den letzten Jahren immer mehr Laien mit wissenschaftlichen Themen. Forensische (Hat
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In Zeiten wachsender Unsicherheit wächst auch das Vertrauensdilemma wie nie zuvor. Im Dickicht der Verschwörungstheorien gerät Wissenschaft unter Generalverdacht. Was tun?
Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können. – J.J. Rousseau
Diejenigen von uns, die sich eher für soziale Themen interessieren, neigen dazu Pippi Langstrumpf für sympathisch (2×3 macht 4) und Mathe für ein Ar**hl*ch zu halten und tragen sogar in Prüfungssituationen stolz ein T-Shirt mit der betreffenden Aufschrift. Leider ist Pippi eine Fantasiefigur und real existierende üble Gesellen verschwinden nicht dadurch, dass man sie ignoriert.
Gleichzeitig beschäftigen sich in den letzten Jahren immer mehr Laien mit wissenschaftlichen Themen. Forensische (Hat Präsident Assad tatsächlich 2017 einen Giftgasangriff gegen die eigene Bevölkerung befohlen, auf den Präsident Trumps Raketenangriff auf Syrien folgte?) oder medizinische (Wie gefährlich ist Sars-Cov-2, hat es einen natürlichen Ursprung oder entstammt es aus einem Forschungslabor für biologische Waffen?) Themen werden ausführlichst diskutiert und wissenschaftliche Aussagen kritischst unter die Lupe genommen.
Die wenigsten von uns treibt bei der Beschäftigung mit Wissenschaftsthemen das wissenschaftliche Interesse an einer Sache an, das Interesse am What?, wie MaiLab es definiert hat. Vielmehr sind es meistens die Konsequenzen, das So What?, die als problematisch empfunden werden. Im Falle Syriens war es zum Beispiel das Unbehagen, dass unsere Regierung Islamisten als „Rebellen“ gegen das „Assad-Regime“ unterstützte und die Flüchtlingsbewegung. Im Falle von Corona sind es die aus der Wissenschaft abgeleiteten politischen Maßnahmen.
Da uns also die Folgen (teilweise sogar existentiell) betreffen, wären wir gerne selbst Experten, die die Begründungen nachvollziehen und beurteilen können. Bei der Erarbeitung von Lösungen würden wir gerne mitwirken wollen. Wir erwarten von der Wissenschaft, dass sie uns die Realität erklärt, und uns (die optimalen) Handlungsmöglichkeiten erschließt. Es ist dann Aufgabe der Politik, der Ingenieure oder anderer ‚Praktiker‘ – und in einer demokratischen Gesellschaft idealerweise auch die von uns allen – die Erkenntnisse in Taten und Produkte umzusetzen. Und in diesem Tun werden sowohl das What? Als auch das So What? nochmals überprüft und weiterentwickelt.
„Kriminologische“ Untersuchungen sind gefragt
Nicht nur bei der Aufklärung von Kriminalfällen geht es da um Wahrheit und Genauigkeit, den geduldigen Nachweis von Motiv, Methode und Gelegenheit. Daraus ergibt sich für uns Laien ein wesentliches Problem. Laut Wikipedia ist Wissenschaft
„ein System der Erkenntnisse über die wesentlichen Eigenschaften, kausalen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur, Technik, Gesellschaft und des Denkens, das in Form von Begriffen, Kathegorien, Maßbestimmungen, Gesetzen, Theorien und Hypothesen fixiert wird.“
Sie erschließt sich dem Nichtwissenschaftler also nicht einfach über den ‚gesunden Menschenverstand‘, weil sie das Ergebnis eines
„methodischen Prozess[es] intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens und Erkennens in einem bestimmten Bereich“ ist, und somit „ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.“
„Eine wissenschaftliche Erfahrung ist eine Erfahrung, die der gewohnten Erfahrung widerspricht,“ schreibt Gaston Bachelard, und so befinden wir Normalsterblichen uns heute vielleicht noch in der gleichen Lage wie der Urmensch, der sich darauf verlassen musste, dass der Stammesälteste die Wetter- und Vegetationszeichen richtig gedeutet hatte, als er zum Aufbruch in neue Jagd- und Sammelgebiete rief.
Wir wären gerne selbst Experten, können es aber in der Regel nicht sein und sind somit auf Vertrauen in die, die es sind, angewiesen. Wir leben in einer komplett verwissenschaftlichten Welt, ob es nun um Fortbewegung, Kommunikation oder unsere Arbeitsmittel geht; die Zeiten, in denen, jede/r, die/der Auto fuhr auch schrauben können musste oder zumindest konnte, sind vorbei. Unser Computer soll funktionieren, das Flugzeug uns nach Australien bringen, ohne dass wir verstehen wie das geht.
Sind wir also den wirklichen Experten und allen, die meinen welche zu sein, hilflos ausgeliefert? Müssen wir still sein und tun, was man uns sagt? Sicher nicht. Wir haben ein Recht auf Informationen. Und es gibt ja durchaus Kriterien, die es uns erlauben zu beurteilen, ob es sich bei den Äußerungen dieses oder jenen ‚Wissenschaftskommunikators‘ um einen ernst zu nehmenden Beitrag zu einer echten Fachdebatte handelt. So wäre zum Beispiel zu fragen
- Wie verlässlich ist die Quelle? Ist der Vortragende Teil der Wissenschaftsgemeinde, welche Funktionen hat er dort, welche wissenschaftlichen Veröffentlichungen liegen vor, wurde er/sie häufig zu Referaten auf Kongressen eingeladen?
- In welchem Kontext steht das Vorgetragene zu dem gesamten fraglichen Wissenschaftsthema?
- Warum adressiert er / sie ein Laienpublikum? Geht es um Wissenschaftskommunikation oder will sich ein Außenseiter, der wegen unbequemer Wahrheiten von den in ihrem Netz von Informationen und Meinungen verstrickten etablierten Forschern geschnitten wird, auf anderem Wege Gehör verschaffen?
Wir tun also gut daran, uns durch Bildung ein Verständnis zu erarbeiten, das es uns erlaubt, die richtigen Fragen zu stellen. Und wir können uns in einige, wenige Gebiete tatsächlich auch so einarbeiten, dass wir sie durchschauen. Von da aus ist es möglich, sich vorsichtige Urteile darüber zu erlauben, ob auf einem anderen Gebiet seriös gearbeitet wurde. Letztendlich rettet uns das aber nicht aus dem Vertrauensdilemma; mit unserem individuellen Wissen hinken wir immer hinterher und müssen uns auf von uns als seriös befundenen Quellen verlassen.
Dabei kennen wir alle Beispiele, bei denen inzwischen bekannt ist, oder wir zumindest vermuten, dass Beweise oder wissenschaftliche Aussagen nicht genügend empirisch belegt, verzerrt dargestellt oder sogar gefälscht wurden, um bestimmte kommerzielle oder politische Ziele und Interessen zu verfolgen. Beim Thema Wahrheitssuche begibt man sich auf ein Minenfeld:
- Forschungsergebnisse werden durch ideologische oder andere Voreingenommenheiten beeinflusst (z.B. Arzneimittelstudien)
- Es wird selektiv geforscht, weil es politisch nicht opportun und/oder nicht profitabel ist, sich mit anderen Aspekten zu beschäftigen (z.B. gesellschaftliche Ursachen von Depression)
- Falsche Ergebnisse werden jahrelang nicht korrigiert und führen zu Gesundheitsschäden einerseits und Bombengeschäften andererseits (z.B. low-fat hype)
- Interessierte Gruppen sähen systematisch Zweifel an wissenschaftlichen Ergebnissen (z.B. Tabakindustrie)
- Es werden unter Einfluss von Lobbygruppen wissenschaftlich nicht stichhaltige Begründungen für politische Maßnahmen forciert (Rentendiskussion)
- Politisierung der Geschichte (siehe Diskussionen zum 75. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges)
- Untersuchungsergebnisse werden für finanzielle oder politische Zwecke gefälscht (Irak-Krieg)
Wieder sind „kriminologische“ Untersuchungen gefragt, denn auch zur Aufklärung solcher Sachverhalte müssen lückenlos Motiv, Methode und Gelegenheit nachgewiesen werden, durch überprüfende Wissenschaftler, Whistleblower und investigative Journalisten. Und schon landen wir, wenn auch vielleicht nicht gleich im Dickicht der Verschwörungstheorien, so doch im gleichen Vertrauensdilemma wie zuvor.
Und dann stoßen wir noch auf diese etwas verstörende Aussage des G.W. Bush Beraters Karl Rove, der gesagt haben soll:
„We’re an empire now, and when we act, we create our own reality.“
Hier meine Übersetzung der vollständigen Passage:
„Leute wie Sie leben immer noch in einer sogenannten auf Realitäten begründeten Gemeinschaft. Sie sind der Meinung, dass sich Lösungen aus dem genauen Studium der erkennbaren Realität ergeben. Aber so funktioniert das nicht mehr. Wir sind jetzt ein Imperium und, wenn wir handeln, schaffen wir unsere eigene Realität. Und während Sie sich dann mit dieser Realität beschäftigen – eingehend wie Sie es sicher tun werden – handeln wir wieder und schaffen neue Realitäten, die Sie dann auch wieder studieren können, und so werden sich die Dinge weiterentwickeln. Wir sind die Akteure der Geschichte und Ihnen, Ihnen allen, bleibt nichts anderes übrig als nachzuvollziehen was wir tun.“
Pippi Langstrumpf auf US-amerikanisch?
Wie schon das Urzeit-Beispiel zeigt, ist Wissenschaft mit Führung, mit den herrschenden Schichten – Klassen, wenn man sie so bezeichnen möchte – verquickt und verbündet. Steht somit aufgrund dieser Aussage jede herrschende Wissenschaftsauffassung unter Generalverdacht?
Nein. Das Ignorieren von Naturgesetzen und sonstiger Realitäten muss schiefgehen. Manche erinnern sich sicher noch an die Starfighter mit unausgereifter Technik, die aus politischen Gründen gekauft und auch dann noch politisch verteidigt wurden, als klar wurde, dass reihenweise Piloten der Bundeswehr bei Testflügen ums Leben kamen.
Aber da gibt es auch ganz grundsätzliche Gründe: Wer die Produktivkräfte beherrscht, hat auch Zugriff auf die politische Macht. Die Produktivkräfte können sich aber nur auf der Basis richtiger und funktionierender Wahrheiten und Erkenntnisse entwickeln – und nur so können sich diejenigen, die sie beherrschen, zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Kraft aufschwingen. Alles muss klappen, wenn sie sich in voller Pracht entfalten möchten.
Die Geschichte des Kapitalismus ist voll von Geschichten über den Wettbewerb ehrgeiziger Unternehmer/Ingenieure um die Entwicklung und Durchsetzung der richtigen Technik, etwa ob die Stromversorgung besser mit Gleich- oder Wechselstrom herzustellen sei. Natürlich waren sie dabei auf Unterstützung – auch staatlicherseits – angewiesen. Viele Unternehmungen sind gescheitert, weil die Konzepte nicht funktionierten, die Mittel fehlten und sie niemanden überzeugen konnten, oder sie von der Konkurrenz erdrückt wurden.
Auch Herrschaftswissen muss wahr sein, wenn es zum manufacturing of consent (Noam Chomsky) taugen soll, weswegen wir den Prozess ja durchschauen können. Wenn auch bestimmte Dinge nicht erforscht werden, weil sie politisch nicht ins Konzept passen und/oder keinen ausreichenden Profit bringen, oder wenn mehr Geld in die Entwicklung von Atombomben als in gesellschaftlich nützlichere Bereiche fließt, so muss eine Klassengesellschaft doch in einer gewissen Weise ‚gelingen‘, indem sie großen Teilen der nicht-herrschenden Klassen ein einigermaßen zufriedenstellendes Leben ermöglicht.
Auf diese Weise war das amerikanische Modell sehr lange für die ganze Welt höchst attraktiv und in vieler Hinsicht ein Vorbild.
Aber die Karawane zieht weiter; Wissenschaft und Produktivkräfte ziehen mit. Und plötzlich gibt es Entwicklungen, Verschiebungen und Erkenntnisse, die die bestehenden Produktionsverhältnisse infrage stellen. Das war früher so, im erbitterten Kampf zwischen dem Bündnis der Ruhrbarone und den ostelbischen Junkern auf der einen und den aufstrebenden ‚neuen Industrien‘ (Chemie, Elektronik) auf der anderen Seite.
Und das ist heute nicht anders. Mit den erneuerbaren Energien, aber insgesamt auch mit der Notwendigkeit, völlig andere Konzepte zur Schonung begrenzter Ressourcen erarbeiten zu müssen, mit der digitalen Revolution werden Geschäftsmodelle obsolet. Wenn Energie nach Anfangsinvestitionen nahezu kostenlos erzeugt werden, Datenträger unbegrenzt, ohne weitere Kosten vervielfältigt, Wissen, Literatur und Musik grenzenlos ausgetauscht, verändert und ergänzt werden können, Waschmaschinen ewig halten, woher sollen dann noch die Profite kommen?
Eine ganze Gesellschaft verliert ihre Kompetenz
Die Felle beginnen wegzuschwimmen. Erst hat es Kodak erwischt – Filme und entwickelte Fotos werden nicht mehr gebraucht – dann könnte Exon an der Reihe sein, deren Forschungsabteilungen schon vor 40 Jahren den anthropogenen Klimawandel bewiesen. Jetzt beginnt die Zeit der Gefälligkeitsgutachten und des Lobbyismus zur möglichst weitgehenden und langen Bestandssicherung. Internet-Monopole versuchen die Digitalisierung zu kontrollieren und so viel wie möglich daran zu verdienen, die fossilen Industrien versuchen sich unentbehrlich zu machen, die Konsumgesellschaft wird über Privatkredite in Gang gehalten. Daneben entwickeln sich die Alternativen, fordern Unterstützung, wachsen, werden zurückgedrängt. Selbst eine einigermaßen unabhängige Regierung hätte so Probleme, ein wirksames Gesamtkonzept zu einem wichtigen Problem zu erstellen und auch noch durchzusetzen.
In so einer Zeit lösen sich Qualitätsstandards auf, mit der Wahrheit und dem Berufsethos nimmt man es nicht mehr so genau. Gesicherte Erkenntnisse werden als unsicher verkauft und gerne als solche akzeptiert. Wie es Stephen Walt für die Vereinigten Staaten beschreibt, verliert eine ganze Gesellschaft ihre Kompetenz.
Das neoliberale Projekt erweist sich vielleicht gerade jetzt als Versuch einer Elite, zu retten, was zu retten ist. Ein Versuch, der am Ende scheitern muss, weil die zugrunde liegende Theorie die Realität nicht richtig zu erfassen vermochte, und die darauf aufbauenden Rezepte den gesellschaftlichen Frieden gefährden. Kann ein Imperium, dessen Akteure sich über die Realitäten erhaben fühlen, auf Dauer bestehen?
Es wachsen die Unsicherheiten. Wie können wir künftig unsere Existenz sichern? Woher kommen die Arbeitsplätze der Zukunft, und wie werden sich diese gestalten? Es werden nicht nur die Geschäftsmodelle oder Jobs obsolet, sondern auch Denkmuster, Selbstbilder und Lebensstile grundsätzlich infrage gestellt: Gerade war ich noch ein freier, unabhängiger Mensch und Konsument, jetzt soll ich nicht mehr alle drei Jahre ein neues Auto kaufen, sondern öffentliche Verkehrsmittel und car-sharing nutzen. Ich soll kein Fleisch mehr essen. Aber Verzicht auf Fleisch reicht auch nicht, um meine Urlaubsreise in die Sonne zu rechtfertigen, jedenfalls nicht, ehe das Problem des Flugbenzins gelöst wurde. Und jetzt noch social distancing und Versammlungsverbote.
Sollen wir am Ende auch noch akzeptieren, dass das totalitäre Regime in China besser den Zukunftsaufgaben gerecht wird als unsere Vorstellung vom demokratischen Ideal-System? Oder steht doch eher ein Krieg USA gegen China auf der Tagesordnung? Und was wird dann aus Europa und aus uns persönlich?
In diesem Durcheinander ist es leicht, seine Maßstäbe zu verlieren, sofern man überhaupt jemals welche hatte. Es wird schwerer, zwischen Unwahrheit und Wahrheit zu unterscheiden und Vertrauen in diejenigen zu setzen, von denen man eigentlich erwartet, dass sie es könnten.
Woher soll also das Vertrauen in die wissenschaftliche Basis kommen, aus der die Gefahren des neuen Corona-Virus abgeleitet werden? Und woher das Vertrauen darauf, dass die Maßnahmen, denen wir uns unterwerfen müssen, im Interesse der Masse der Bevölkerung sind und nicht in dem bestimmter wirkmächtiger Gruppierungen, die uns durch Panikmache auf Linie bringen?
Was kann man also uns Sesselstrategen daheim an unseren Tablets und PCs raten?
10 Punkte
1. Lernen: Es kann nichts schaden, sich tief in ein Fachgebiet einzuarbeiten, wer sich den Tücken einer Sache stellt, kann die Tücken einer anderen besser nachvollziehen.
2. Lernen: Obwohl wahrscheinlich jede/r irgendwann auf scheinbar Plausibles und Erwiesenes hereingefallen ist, so sollte man sich doch immer wieder so viele Kriterien wie möglich vergegenwärtigen, an denen man die Seriosität von Behauptungen erkennen kann; die oben genannten gehören dazu, ebenso wie z.B. das Achten auf die Wortwahl und den logischen Aufbau der Beweisführung und vieles mehr.
3. Sich auf dieser Basis Informationsquellen suchen, denen man vertraut, aber immer wieder auch woanders nachsehen.
4. Diese Informationsquellen politisch und materiell unterstützen, whistleblower und kritische oder investigative Journalisten haben es nicht immer leicht.
5. Die eigenen Gedankenbarrieren und Vorurteile versuchen zu erkennen.
6. Im Zweifel wie in der Mathematik einen Überschlag machen:
- Wie plausibel ist es, dass ein Machthaber, der gerade dabei ist, einen Krieg zu gewinnen, einen Giftgasangriff veranlasst, obwohl ihm klar sein muss, dass er damit eine rote Linie der USA überschreitet und einen Gegenangriff provoziert?
- Wie plausibel ist es, dass Virologen, die Geld für Forschungsprojekte brauchen, gemeinsam mit Bill Gates und der Medizin-, Pharma- und Informationsindustrie auf der Basis unrichtiger Befunde alle Staaten dieser Welt zu von ihnen erwünschten Maßnahmen treiben – und das gegen den Widerstand ihrer Konkurrenzindustrien (z.B. die Autoindustrie in Deutschland), die erheblich darunter leiden müssen?
7. Akzeptieren, dass wir vieles nicht wirklich wissen und beeinflussen können, und dass wir vermutlich die Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Wirtschaftsfraktionen und den Wettkampf der großen Nationen um die Hegemonie auf dieser Welt lediglich beobachten können.
8. Akzeptieren, dass man sein Handeln auf unsicherem Wissen aufbauen muss, was sowohl für Regierungen und Unternehmen als auch für uns persönlich gilt.
9. Sich mit anderen Menschen austauschen.
10. Sich stärker den So Whats? und den So What Whats? zuwenden.
Wenn in Corona-Zeiten als So What? ein Lockdown beschlossen wird, hat das, unabhängig davon, ob die Zahlenbasis, auf der alles aufbaut, schon vollständig gesichert ist, weitere Konsequenzen – So What Whats? –, etwa weil Menschen ihr Einkommen verlieren. An dieser Stelle haben die Betroffenen und die, die sie unterstützen, tatsächlich Einflussmöglichkeiten. Aber das kostet Mut und erfordert Solidarität und gemeinsames Handeln. Staatliche Kompensationsleistungen können und müssen gefordert werden.
Und wenn die Menschen später wieder arbeiten sollen, wäre gründlichst zu prüfen, ob die Rückkehr an die Arbeitsplätze tatsächlich sicher ist, oder ob wegen der unerwünschten Folgen die erwünschten Wirkungen des Lockdowns verwässert werden. Im letzteren Fall wäre die Arbeit zu verweigern bis für angemessene Sicherheitsmaßnahmen gesorgt wurde. Und die wichtigste Lehre und Forderung aus der Pandemie sind: es müssen funktionsfähige öffentliche Gesundheitssysteme geschaffen bzw. gesichert werden.
Diese Corona-Beispiele sind auf viele andere gesellschaftliche Bereiche übertragbar, etwa auf die sozialen Härten und Verwerfungen, die sich aus Klimaschutzmaßnahmen ergeben können.
Da, endlich, kommt Pippi zum Zuge, mit ihrer Unabhängigkeit, Fantasie und Respektlosigkeit. Stellen Sie sich vor, dass Pippilotta Viktualia Ephraimstocher Langstrumpf gemeinsam mit Annika und Thomas einen Green New Deal fordert in Kombination mit einem umfassenden Gesundheitssystem, genügend Wohnraum, Schwimm- und Sportstätten, guter Bildung und auskömmlichen Jobs für alle, auch für Künstler.
Wenn sie dann zur Antwort bekommen, dass das nicht bezahlbar ist, weil die Mainstream-Wirtschaftswissenschaftler das so sagen, dann sollen sie sich mit dem Mathear**hl*ch verbünden, das vorrechnet, wie es doch gehen könnte – nicht ohne vorher bei MAKROSKOP nachgelesen zu haben. Denn gemeinsam sind sie unschlagbar.