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Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

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Der Sturz ist beendet. Auftragseingänge und Produktion erholen sich im Mai. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie erhofft. Eine Wende ohne Servolenkung. Nach den gewaltigen Auftragseinbrüchen im Verarbeitenden Gewerbe im März und April setzte im Mai die Erholung ein. Damit wurde der Tiefpunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 in diesem Segment nicht erreicht. (Abbildung 1). Saisonbereinigt sind die Auftragseingänge im Mai laut Statistischem Bundesamt wieder um 10,4 % gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2019 ist das aber immer noch ein kalenderbereinigter Rückgang um -29,3 %. Abbildung 1Abbildung 1Die Auftragseingänge aus dem Inland erholten sich dabei im Vergleich zum Vormonat schneller (12,3 % im Mai) als die Auslandsaufträge (8,8 % im Mai). Und

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Der Sturz ist beendet. Auftragseingänge und Produktion erholen sich im Mai. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie erhofft. Eine Wende ohne Servolenkung.

Nach den gewaltigen Auftragseinbrüchen im Verarbeitenden Gewerbe im März und April setzte im Mai die Erholung ein. Damit wurde der Tiefpunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 in diesem Segment nicht erreicht. (Abbildung 1). Saisonbereinigt sind die Auftragseingänge im Mai laut Statistischem Bundesamt wieder um 10,4 % gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2019 ist das aber immer noch ein kalenderbereinigter Rückgang um -29,3 %.

Abbildung 1
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1
Abbildung 1

Die Auftragseingänge aus dem Inland erholten sich dabei im Vergleich zum Vormonat schneller (12,3 % im Mai) als die Auslandsaufträge (8,8 % im Mai). Und das, obwohl die Auftragseingänge aus dem Ausland im April deutlich stärker eingebrochen waren.

Abbildung 2
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

Der Anstieg der Auftragseingänge ist vor allem der Eurozone zu verdanken (20,9 %). Im Vormonat April waren sie noch um -26,1% eingebrochen. Die Auftragseingänge aus dem restlichen Ausland stiegen hingegen nur um 2,0 %, gegenüber einem Einbruch von 24,3 % im April. Für die deutsche Exportwirtschaft bleibt die Lage also weiter besonders angespannt, mit gravierenden Folgen: Inzwischen kündigen 56 Prozent der exportierenden Unternehmen an, dass sie weniger investieren wollen als geplant. Im April lag dieser Wert noch bei 35 Prozent.

Abbildung 3
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

Durchwachsene Stimmung

Lau ifo-Institut hat sich die Stimmung in den deutschen Chefetagen dennoch weiter aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni auf 86,2 Punkte gestiegen, nach 79,7 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im Mai – der stärkste jemals gemessene Anstieg. Die aktuelle Lage werde von den Unternehmen etwas besser beurteilt als noch im Mai, wenngleich sie weiterhin von einer großen Mehrheit der Unternehmen als schlecht eingestuft wird, so Clemens Fuest.

Das gilt vor allem für die Exportwirtschaft. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) erwarten unter rund 3300 Unternehmen 83 Prozent der Firmen einen Umsatzrückgang in diesem Jahr. 43 Prozent der Firmen gehen erst im Jahr 2022 oder sogar noch später von einer Erholung aus.

Der ifo Index machte mit Blick auf die kommenden Monate dennoch einen deutlichen Sprung nach oben. ››Die deutsche Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels‹‹, glaubt Fuest. Allerdings ist die Strecke bis zum Tunnelausgang noch ungewiss (Abbildung 4).

Abbildung 4
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

Autoindustrie immer noch unter dem Niveau der Finanzkrise

Auch in den meisten Industriesektoren, für die es im April steil ins Nichts ging, beginnt vorerst der Aufstieg aus der Talsohle (Abbildung 5).

Die Auftragseingänge bei der schwer gebeutelten Kraftwagenindustrie stiegen wieder um 16,6 % im Vergleich zum Vormonat. Das ist allerdings immer noch ein Rückgang von -47,4 % im Vergleich zum Vor-Corona-Monat Februar und deutlich unter dem Tiefpunkt der Finanzkrise 2009. Der Maschinenbau, für den es schon vor Corona nicht zum Besten bestellt war, verzeichnete im Mai einen Auftragszuwachs von 8,5 % gegenüber April.

Keine Erholung gab es hingegen für die Auftragslage der Chemie und Pharma-Branche (-2,1%) und die Datenverarbeitung (-1,3 %).

Abbildung 5
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

Getrübtes Licht am Horizont

Licht am Horizont auch für die Produktion. Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe war nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Mai 2020 saison- und kalenderbereinigt wieder um 7,8 % höher als im April 2020. Analysten hatten jedoch mit einem stärkeren Zuwachs um durchschnittlich 11,1 Prozent gerechnet. „Das V-Szenario in der Konjunkturerholung ist vom Tisch“, sagt etwa DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen, ist die Produktion im Mai 2020 saison- und kalenderbereinigt um 19,5 % zurückgegangen.

Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) konnte im Mai um 10,3 % anziehen, auch sie liegt jedoch noch 22,5 % unter dem Niveau vom Februar 2020. Vor allem die Produktion von Investitionsgütern stieg mit 27,6 % stark an.

Trotz der Erholung bei Produzierendem Gewerbe und Industrie im Mai ist das Ausmaß des Einbruchs der Wirtschafts- und Finanzkrise immer noch weit untertroffen.

Die Bauproduktion, vom Shutdown relativ verschont geblieben, nahm leicht um 0,5 % zu.

Abbildung 6
Die deutsche und europäische Konjunktur im Frühsommer 2020 – 1

Nachdem im März und April sämtliche Wirtschaftssektoren einen dramatischen Absturz hinzunehmen hatten, der sowohl in Tempo des Einsturzes und des Ausmaßes der Tiefe historisch war, setze im Mai eine Erholung ein. Diese fiel jedoch schwächer aus, als von den Instituten erwartet. ››Die Krise ist stärker und wird langwieriger sein als erwartet‹‹, glaubt Treier.

Noch ist schwer abzuschätzen, welche Wirkungen das deutsche Konjunkturpaket entfachen wird oder bereits entfacht hat.

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