Der April lässt Auftragseingänge und Produktion in historische Tiefen stürzen. Die deutsche Wirtschaft ist mit Wumms in die Corona-Depression gerutscht. Bereits im März, dem ersten Monat, der die Folgen des politisch verordneten Shutdowns in Zahlen ausdrückte, gab es einen gewaltigen Einbruch für dir Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe. Der April hat diesen Einbruch wie erwartet mit -22,5 % nochmals weit übertroffen. Damit ist jetzt nahezu das Ausmaß der Finanz- und Wirtschaftskrise in 2009 erreicht. Und das in gerade einmal zwei Monaten (Abbildung 1). Insgesamt und saisonbereinigt sind die Auftragseingänge im März und April um -38 % eingestürzt. Wir befinden uns damit nun auch amtlich in der nächsten großen Wirtschaftskrise. Abbildung 1Betroffen sind dabei
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Der April lässt Auftragseingänge und Produktion in historische Tiefen stürzen. Die deutsche Wirtschaft ist mit Wumms in die Corona-Depression gerutscht.
Bereits im März, dem ersten Monat, der die Folgen des politisch verordneten Shutdowns in Zahlen ausdrückte, gab es einen gewaltigen Einbruch für dir Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe. Der April hat diesen Einbruch wie erwartet mit -22,5 % nochmals weit übertroffen. Damit ist jetzt nahezu das Ausmaß der Finanz- und Wirtschaftskrise in 2009 erreicht. Und das in gerade einmal zwei Monaten (Abbildung 1). Insgesamt und saisonbereinigt sind die Auftragseingänge im März und April um -38 % eingestürzt. Wir befinden uns damit nun auch amtlich in der nächsten großen Wirtschaftskrise.
Betroffen sind dabei die Auftragseingänge aus dem Inland (-18,9 % im Vergleich zum Vormonat) und – wie schon im März – noch stärker das Ausland (-25,1 %) (Abbildung 2).
Im Gegensatz zum März ist diesmal nicht nur die Nachfrage nach Investitionsgütern, sondern auch nach Konsumgütern betroffen (-12,1 %). Anteilig hier die Inlandsnachfrage, die im Vormonat sogar noch zulegen konnte, um -16,2 %, die Auslandsnachfrage um -9% und dort wiederum speziell die Eurozone um -16,3 %.
Schaut man genauer auf die Auftragseingänge aus dem Ausland (Abbildung 3), fällt auf, dass sich der Trend vom Vormonat bestätigt – der Einbruch aus der Eurozone ist stärker (-26,4 %) als aus der Nicht-Eurozone (-24,3 %). Allerdings ist bei solchen Zahlen eine Differenzierung fast schon Makulatur.
Hoffen auf den „Wumms“: Geschäftsklima bessert sich
Der „Wumm ohne Mumm“ (Flassbeck und Spiecker), das Konjunkturpaket der Bundesregierung, verleiht zumindest dem Geschäftsklima etwas Auftrieb. Ist dieser Klimawandel Indiz für sich bald stabilisierende Auftragseingänge, also für das berüchtigte „V“ (Abbildung 4)? Der Mai wird noch vom Shutdown betroffen sein, ob danach die Konjunktur wieder so rasant anzieht wie vom Sachverständigenrat erhofft, scheint aber unwahrscheinlich.
Abgewrackt: Die Autoindustrie hat ein Problem
Auch in den einzelnen Industriesektoren ging es im April weiter steil ins Nichts (Abbildung 5). Insbesondere die Kraftwagenindustrie stellt einen traurigen Rekord auf und untertrifft jetzt den Einbruch 2009 im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise mehr als deutlich. Im April ging es im Vergleich zum Vormonat um -31,1% nach unten. Für März und April zusammen sind das -62,4%! Firmen wie Volkswagen hatten sich den Shutdown selbst auferlegt und die Produktion in den deutschen Werken bis Ende April eingestellt.
Bei 40 Indexpunkten lag dieser Industriesektor zuletzt 1994. Die Krise dürfte in einem veränderten wirtschaftlichen und politischen Umfeld in eine Strukturkrise der deutschen Autoindustrie übergehen. Bemerkenswert ist, dass es eine Abwrackprämie diesmal nicht ins Konjunkturpaket schaffte.
Auch für den Maschinenbau was es schon vor Corona nicht zum Besten bestellt. Im April ging es im Vergleich zum Vormonat um weitere -16 % nach unten.
Die Chemie und Pharma-Branche, die sich im März noch schadlos hielt, hat nun ebenfalls einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen: -16,9%.
Historischer Einbruch in der (Industrie)Produktion
Mit den Auftragseingängen zog es auch die Produktion weiter in die Tiefe: das produzierende Gewerbe insgesamt -16,8 % im Vergleich zum Vormonat, die Industrie -19,9 %. Auch hier der Einbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise weit untertroffen.
Die Bauwirtschaft, zuvor die große Krisengewinnerin unter den Wirtschaftssektoren, muss im April erstmals wieder einen stärkeren Einbruch hinnehmen (-4,9%). Die sich über 2 Jahre erstreckende Konjunktur in der Bauindustrie hat damit ihren ersten Dämpfer bekommen.
Während es im März noch vereinzelte Sektoren von der Corona-Krise verschont blieben, gab es im April keine Ausnahmen mehr. Nicht nur hatten sämtliche Wirtschaftssektoren einen Absturz hinzunehmen, dieser fiel auch noch deutlich dramatischer aus als im März. Auch im Mai, der ebenfalls noch größtenteils in die Corona-Einschränkungen fällt, dürften Auftragseingänge und Produktion abermals zurückgehen. Damit ist diese Depression in ihrem Tempo des Einsturzes und des Ausmaßes der Tiefe historisch.
Abzuwarten bleibt, welche Wirkungen die Gegenmaßnahmen der Staaten entfachen werden. Ob der derzeitige „Wumms“ ausreicht, um schnell aus der Depression zu kommen, ist mehr als fraglich.